Landau (sp). Der vergangene Sonntag stand in der Pfarrei St. Maria unter einem ganz besonderen Thema. Die Priesteweihe des ehemaligen Landauer Stadtpfarrers Johann Baptist Huber jährte sich zum 100. Mal. Weil der Pfarrer als Widerstandskämpfer gegen das nationalsozialistische Regime in die Geschichte der Stadtpfarrei und der Stadt Landau einging, war es den Verantwortlichen der Landauer Pfarrei besonders wichtig, zusammen mit Hubers Heimatpfarrei Alzgern bei Neuötting einen Festgottesdienst zu feiern. Eine Gruppe aus Alzgern machte sich deshalb am Sonntag mit ihrem Stadtpfarrer und Domkapitular Heribert Schauer nach Landau auf. Dort angekommen wurden die Alzgerner vom Pfarrgemeinderat mit Kaffee und Kuchen willkommen geheißen und besichtigten anschließend die Stadtpfarrkirche und die Steinfelskirche, immer vor dem Hintergrund, dass es auch Pfarrer Hubers Wirkungsorte waren. Daraufhin fuhren die Besucher noch mit Pfarrer Schauer über Frammering, wohin Pfarrer Huber immer gerne Rosenkranz betend ging, nach Zeholfing und Kammern. Im Bus berichtete der Pfarrer über die Geschichte der Kirchen und Orte, aber auch die eine oder andere Anekdote aus seiner Landauer Kaplanszeit von 1995 – 1998 gab er dabei zum Besten. Am Ende traf man im Gasthaus Pleintinger mit Stadtpfarrer August Lindmeier zusammen, wo man sich für den eigentlichen Grund der Reise, den abendlichen Gedenkgottesdienst an Pfarrer Huber, stärkte.
Den Festgottesdienst am Abend gestalteten die beiden Stadtpfarrer Heribert Schauer und August Lindmeier gemeinsam. Die musikalische Gestaltung übernahm Theresa Edlheim an der Orgel. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Simon Piller begrüßte die Gäste unter ihnen auch Verwandte von Pfarrer Huber in der Stadtpfarrkirche. Er erinnerte an den streitbaren Stadtpfarrer als einen, dem das christliche Menschenbild der Gleichheit aller Menschen wichtiger war als fremdenfeindliche oder antisemitische Hetze und Unterdrückung. Auch sagte Piller, sei es wichtig, sich immer und immer wieder Pfarrer Huber ins Gedächtnis zu rufen, um diese schwere Zeit der Unterdrückung nicht zu vergessen oder gar neu hervorzurufen.
Der Neuöttinger und Alzgerner Pfarrer und Domkapitular fragte in seiner Predigt ausgehend vom Tagesevangelium: „Welches Kind würde Jesus uns heute hier in die Mitte stellen? Kindheit, wie wir sie heute kennen, gebe es erst seit ungefähr 100 Jahren. Bis in die 1950er Jahren mussten auch bei uns Kinder sofort mitarbeiten. Kindheit als freie, spielerische und geschonte Zeit ist erst eine Errungenschaft der letzten Jahrzehnte –aber nicht in allen Ländern der Welt“, so Schauer.
Der Prediger erklärte, dass die Kinder in der Zeit Jesu auch sofort mit in den Alltag der Erwachsenen hineingenommen waren, oft auch ausgebeutet und ausgenutzt. Als die Jünger Jesu im Evangelium um Rang und Macht stritten, stellte Jesus ein solches Kind vor. Dieses Kind sei Auftrag: „Vielleicht würde Jesus heutzutage ein Flüchtlingskind oder ein westeuropäisches Kind in die Mitte stellen, dem niemand mehr vom offenen Himmel und von Gott erzählt. Gerade in unserer Zeit der vielen Krisen bräuchten Kinder und Jugendliche Vorbilder, welche ihnen, auch aus dem Glauben heraus, Zuversicht vermitteln“, sprach der ehemalige Kaplan in mitreißender Art und Weise an. Pfarrer Huber habe in seiner Zeit verstanden, dass der Glaube immer auch ein Auftrag ist, seine Stimme zu erheben, wenn Glaube und Werte bedroht und gefährdet sind. Unerschrocken und mutig sei er dem nationalsozialistischen Wahnsinn widerstanden, bis aufs äußerste im KZ in Dachau. Schauer rief auf, die Erinnerung an den mutigen Widerstandskämpfer nicht verblassen zu lassen und als Erwachsene auch in unserer Zeit der jungen Generation so ein mutiges Handeln aus dem Glauben heraus nicht vorzuenthalten.
Am Ende des Gottesdienstes dankte Stadtpfarrer August Lindmeier seinem Alzgerner Kollegen für die Feier des gemeinsamen Gottesdienstes, die besondere Auslegung des Tagesevangeliums und beim Landauer Pfarrgemeinderat für die Bewirtung und Betreuung der Gäste aus Alzgern. Domkapitular Schauer ergänzte schmunzelnd: „Landau ist immer eine Reise wert, aber ich erwarte, dass die Landauer auch in die Heimat Pfarrer Hubers kommen.“ Diese Einladung nahm Stadtpfarrer Lindmeier gerne an.